Home
Gedichte: Von mir
Gedichte: Von Euch
Gedichte: Klassisch
Gedichte: Internat.
Asatru-Liederbuch
Musik & CDs
Asatru & Tanz
Geschichten
Stabreim
Lieder-Edda Online
Snorra-Edda Online
Links zur Dichtkunst
Tips zum Schreiben
Über "Skaldenmet"
Gedicht einsenden
Email
Gästebuch
Das Neueste

~ Altnordische & Klassische Gedichte & Volkslieder~

Hildebrandslied (2. Hälfte des 8. Jahrhunderts)               Wie hört sich das an ? - Zu einer Seite mit Audiodateien
                                                                                                 Zu den Anmerkungen unten springen.

   Ik gihorta dat seggen,
   dat sih urhettun ænon muotin,
   Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem.
   sunufatarungo iro saro rihtun.
5 garutun se iro gudhamun, gurtun sih iro suert ana,
   helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun,
   Hiltibrant gimahalta [Heribrantes sunu]: her uuas heroro man,
   ferahes frotoro; her fragen gistuont
   fohem uuortum, hwer sin fater wari
10 fireo in folche, ................
    ............... "eddo hwelihhes cnuosles du sis.
   ibu du mi enan sages, ik mi de odre uuet,
   chind, in chunincriche: chud ist mir al irmindeot".
   Hadubrant gimahalta, Hiltibrantes sunu:
15 "dat sagetun mi usere liuti,
   alte anti frote, dea erhina warun,
   dat Hiltibrant hætti min fater: ih heittu Hadubrant.
   forn her ostar giweit, floh her Otachres nid,
   hina miti Theotrihhe enti sinero degano filu.
20 her furlaet in lante luttila sitten
   prut in bure, barn unwahsan,
   arbeo laosa: her raet ostar hina.
   des sid Detrihhe darba gistuontun
   fateres mines: dat uuas so friuntlaos man.
25 her was Otachre ummet tirri,
   degano dechisto miti Deotrichhe.
   her was eo folches at ente: imo was eo fehta ti leop:
   chud was her..... chonnem mannum.
   ni waniu ih iu lib habbe".....
30 "wettu irmingot [quad Hiltibrant] obana ab hevane,
   dat du neo dana halt mit sus sippan man
   dinc ni gileitos".....
   want her do ar arme wuntane bauga,
   cheisuringu gitan, so imo se der chuning gap,
35 Huneo truhtin: "dat ih dir it nu bi huldi gibu".
   Hadubrant gimahalta, Hiltibrantes sunu:
   "mit geru scal man geba infahan,
   ort widar orte. ...............
   du bist dir alter Hun, ummet spaher,
40 spenis mih mit dinem wortun, wili mih dinu speru werpan.
    pist also gialtet man, so du ewin inwit fortos.
   dat sagetun mi seolidante
   westar ubar wentilseo, dat inan wic furnam:
   tot ist Hiltibrant, Heribrantes suno".
45 Hiltibrant gimahalta, Heribrantes suno:
   "wela gisihu ih in dinem hrustim,
   dat du habes heme herron goten,
   dat du noh bi desemo riche reccheo ni wurti".
   "welaga nu, waltant got [quad Hiltibrant], wewurt skihit.
50 ih wallota sumaro enti wintro sehstic ur lante,
   dar man mih eo scerita in folc sceotantero:
   so man mir at burc enigeru banun ni gifasta,
   nu scal mih suasat chind suertu hauwan,
   breton mit sinu billiu, eddo ih imo ti banin werdan.
55 doh maht du nu aodlihho, ibu dir din ellen taoc,
   in sus heremo man hrusti giwinnan,
   rauba birahanen, ibu du dar enic reht habes".
   "der si doh nu argosto [quad Hiltibrant] ostarliuto,
   der dir nu wiges warne, nu dih es so wel lustit,
60 gudea gimeinun: niuse de motti,
   hwerdar sih hiutu dero hregilo rumen muotti,
   erdo desero brunnono bedero uualtan".
   do lettun se ærist asckim scritan,
   scarpen scurim: dat in dem sciltim stont.
65 do stoptun to samane staim bort chludun,
   heuwun harmlicco huitte scilti,
   unti imo iro lintun luttilo wurtun,
   giwigan miti wabnum ...............

   Ich hörte das sagen,
   dass sich Herausfordrer allein getroffen,
   Hildebrand und Hadubrand zwischen zwein Heeren.
   Sohn und Vater ihre Rüstungen richteten,
5 bereiteten sie ihre Kriegshemden, gürteten sich ihre Schwerter an,
   die Helden, über die (Ringe) Panzer, da sie zu dem Kampfe ritten.
   Hildebrand sprach, Heribrands Sohn: Er war der (hehrere) ältere Mann,
   des Lebens weisere, er zu fragen begann
   mit wenigen Worten, wer sein Vater wäre
10 unter den Menschen im Volke,................
    ................", und welches Geschlechtes du seist,
   wenn du mir einen sagst, ich mir die andern weiß,
   Kind, im Königreiche: Kund ist mir alles Großvolk."
   Hadubrand sprach, Hildebrands Sohn:
15 "Das sagten mir unsere Leute,
    alte und weise, die eherhin waren,
    daß Hildebrand hieße mein Vater. Ich heiße Hadubrand.
    Voreinst er nach Osten ging, er floh Odoakers Hass,
    hin mit Dietrich und seiner Degen (Kämpfer) viel.
 20 Er ließ im Lande die Kleine sitzen,
    die Braut im Hause, das Kind unerwachsen,
    erbelos. Er ritt nach Osten hin.
    Seither für Dietrich Entbehrungen begannen
    und meinen Vater: Das war so ein freundloser Mann.
25 Er war auf Odoaker unmäßig zornig,
   der Kämpfer beliebtester bei Dietrich,
   er war immer beim Volk an der Spitze, ihm war immer Fechten zu lieb:
   kund war er kühnen Mannen.
   Nicht glaube ich, daß er noch lebt."
30 "Ich lasse wissen den großen Gott", sprach Hildebrand, "oben vom Himmel,
   dass du noch nie mehr mit so eng verwandten Mann
   Verhandlung je führtest."
   Da wand er vom Arme gewundene Ringe
   aus (Kaiserling) Münzgold getan, die ihm der König gegeben,
35 der Hunnen Herr. "Dass ich es dir nun für Deine Huld gebe."
   Hadubrand sprach, Hildebrands Sohn:
   "Mit dem Ger soll der Mann Gabe empfangen,
   Spitze wider Spitze.
   Du bist ein alter Hunne, unmäßig schlauer,
40 lockst mich mit deinen Worten, willst mich mit deinem Speer bewerfen,
   bist ganz so gealterter Mann, wie du ewig Trug führtest.
   Das sagten mir Seefahrende
   westwärts über die Wendelsee, daß ihn Kampf dahinnahm:
   Tot ist Hildebrand, Heribrands Sohn."
45 Hildebrand sprach, Heribrands Sohn:
   "Wohl ersehe ich an deinen Rüstungen,
   dass du hast daheim guten Herrn,
   dass du noch unter dieser Herrschaft Vertriebener nicht wurdest."
   "Wohlan nun, waltender Gott’, sprach Hildebrand, "Wehegeschick geschieht!
50 Ich wallte sechzig Sommer und Winter außer Landes,
   wo ich mich immer scharte in das Volk Schießender,
   ohne dass man mir bei irgend einer Stadt den Tod brachte:
   Nun soll mich mein eignes Kind mit dem Schwerte hauen,
   niederstrecken mit seinem Schwerte, oder ich ihm zum Mörder werden.
55 Doch magst du nun leichtlich, wenn dir deine Kraft taugt,
   an so altem Mann die Rüstung gewinnen,
   das Kleid erbeuten, wenn du dazu irgendein Recht hast."
   "Der sei doch nun der Ärgste", sprach Hildebrand, "der Ostleute,
   der dir nun Kampf weigre, nun dich es so wohl lüstet,
60 gemeinsamen Streits: Versuche, wer darf,
   ob er sich heute dieser Gewänder rühmen dürfe
   oder dieser Brünnen beider walten!"
   Da ließen sie erst die (Eschen) Lanzen gleiten
   in scharfen Schauern, dass sie in den Schilden steckten.
65 Dann stapften sie zusammen, Buntborde kloben sie,
   hieben harmvoll weiße Schilde,
   bis ihnen ihre (Linden) Schilde klein wurden,
   zerkämpft mit den Waffen.....

 

Anmerkungen:
Das Ende des Hildebrandliedes ist nicht erhalten; man nimmt jedoch an, daß Hildebrand seinen Sohn Hadubrand tötete. 
Dies legen parallele Überlieferungen nahe, nämlich:
1. "Hildebrand´s Sterbelied" in der "Ásmundarsaga kappabana" (14. Jh.), welches Saxo Grammaticus 
nach einer älteren Quelle bereits um 1200 in lateinische Hexameter übersetzt hatte; und
2. die spätmittelalterliche Faroesische Ballade "Snolvs kvæði".

Dies hier ist das "Hildebrandslied", auf Althochdeutsch (2. Hälfte 8. Jahrhundert), in alliterierendem Langvers.
Spätere Umsetzungen sind "Das Jüngere Hildebrandslied" (Mittelhochdeutsch, 15. Jhd.) und "Lied vom alten Hildebrand" (19.Jhd.).
Diese späteren Gedichte enden, vermutlich unter dem Einfluß christlicher Werte, mit der Versöhnung zwischen Vater und Sohn.

Das Manuskript des "Hildebrandslied" wurde im Kloster Fulda gefunden, man hatte es als Buchbindung für eine theologische 
Abhandlung verwendet. Die Sprache ist ein Gemisch aus Bayrisch und Angelsächsisch. Man vermutet, daß der zugrundeliegende 
Originaltext Gotisch oder Langobardisch gewesen war. Fehlende und unleserliche Stellen sind hier mit Punkten wiedergegeben.
Das Thema gehört zu dem Sagenkreis um Dietrich of Bern (Theoderich), Odoaker (Otachre) and Attila (Atli, Etzel).

"sechzig Sommer und Winter": 
Ein Jahr = zwei Jahreszeiten; 60 Jahreszeiten = 30 Jahre.

   Home ] Nach oben ]