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~ Asatru-Gedichte ~

Prelude zu Odins Runenlied (Wanderers Herz)

Höret, Leute, welch Geschichte ich tu kund,
von fernen Abenteuern, märchenhaft und unglaublich.
Einst ein junger Mann, stattlich die Gestalt,
sich auf eine Reise begab.
Zu finden versuchte er seinen Wunsch,
sich selbst zu erkunden, ihm ungewiß.
Junge Beine kennen keine Rast,
so lasset mich beginnen.

Am plätschernden Fluß er Entspannung suchte.
Doch eine Stimme, fremd und doch vertraut,
aus den Tiefen des Waldes rief.
"Komme zu mir", bat sie ihn,
süß, von Unschuld erfüllt, jene Melodie.

Von Neugier gepackt, er den Weg beschritt,
das Ziel so fern, den Augen unsichtbar.
Noch wachte die Sonne am Firmament,
als der Bäume Schatten den Jüngling bedeckten.
"Wo seid ihr?", sprach verwirrt der junge Mund.
Ein Hauch der Angst erfüllt ihn,
Ungewissheit - von innen zerfressen.
Doch keine Ruhe ließ es ihn,
ehe er nicht fand, der Stimme Quell.

Längst hingen die Sterne, am einst hellen Firmament.
Zeit ran an ihm vorbei,
auf seiner Suche.
Zwar erklang jene Stimme nicht mehr,
doch tief im Herzen erkannte er
welcher Pfad für ihn bestimmt.

Voll schien der Mond, jener große Stern,
der zwischen dem Geäst ihn zeigte,
wohin seine Füße ihn trugen.
Müdigkeit machte ihn schwach,
doch zu groß seine Gier.
Keine Rast, keine Ruhe er fand,
seine Beine trugen ihn hinfort.

Weich das Moos zwischen den Zehen,
im Dickicht des Waldes verloren.
Äste zeigten manch seltsame Gestalt,
als fernes Schattenspiel im faden Licht.
Nebel stieg auf, geboren aus der Sümpfen Schoß,
unbeirrt einen Schleier, der jedes Leben raubt.

Überwältigt von Müdigkeit, Schmerz der Füße,
fällt er zu Boden, die Augen fast geschlossen.
In den Blättern wachte jenes Schlaflied,
zu singen für ihn bereit.
Flucht in ferne Träume,
Flucht zu jener Stimme, die ihn rief.

Erwacht durch Sonnen-Kuss,
der Jüngling noch benommen.
Wirrer Blick, erfült mit Furcht - wo bin ich?
Weit war der Weg, lang der Marsch.
Ein Blick zurück, den gab es nicht,
verloren in der Wildniss,
der Heimat beraubt.

Tapfer entschlossen, jene Stimme wieder erklang,
frohlockte mit süßen Tönen das verängstigte Gemüt.
Von Geisterhand geführt, von neuem Mut begleitet,
die Reise weiter ging.

Lang war der Weg, doch die Bäume lichten sich,
der Horizont befreit aus der Ungewissheit.
Am Waldesrand angekommen, fern eine Stadt sich zeigt.
Sein Ziel war klar, doch der Weg erschien ihm nicht.
So hielt er inne, Worte gen dem Himmel gerichtet,
bat seine Götter um Hilfe.

Kaum das letzte Wort gesprochen,
ein Pferd vom Himmel kam.
Acht Füße trugen es, schneller als der Wind im Sturm sein kann,
gesellte sich zum jungen Mann.
Am Gehöft ein Speer, enorme Größe prägte ihn.
Feuer brannte in des Rosses Augen
und so erkannte der Wanderer - es gehört zu ihm.

Beherzt schwang er auf den Rücken,
eine Hand am Speer, fest im Griff.
So entglitten sie, in große Höhen,
vom Winde getragen, das edle Roß.
"Vermagst Du auch zu sprechen?", fragte er das Pferd.
"Nur Rätsel ich Dir offenbare", erwiderte es.
So, in Schweigen gehüllt, ritten sie im Wolkenmeer,
fern der Heimat, dem Menschenlande.
"Wie soll ich meinen Hunger stillen, der nach neuem Wissen giert?", fragte der Mann.
"Harre aus, wenn Wurzeln dich umgarnen", antwortet das Roß.
Mit jenem Satz der Schlaf ereilte den menschlichen Körper.

Als erneut die Augen sich öffneten,
er war allein.
Unter einer großen Esche fand er sich,
der Speer wachte neben ihn.
Innere Stimme war verstummt,
nur der Hunger nach Wissen blieb.
"Was für ein Narr ich war, meinen Weltenhunger wollt ich stillen..."
Allein der Wahnsinn blieb bei ihm,
als der Speer in die Lüfte stieg.
Schmerz traf ihn,
als die erste Nacht der neun begann...

© Blutwolf

Bild: "Wanderer", Caspar David Friedrich

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