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~ Asatru-Gedichte ~

Novemberritual 

Schwer hängt der Eiswein
Im bunten Laub der Reben.
Golden glänzt der Wein
In dem gläsern Becher.

Morgen auf den Feldern
Weiß hängt nun der Nebel,
wie Inseln stehn die Höhn
weit über der weißen Pracht.

Ich stehe auf dem Hügel,
schau in’s weite Land.
Mystisch Bild es zaubert
Die Welt aus längst vergangner Zeit.

Damals hing noch Mitgart
In den Ästen des Weltenbaums.
Bifröst hieß die Brücke,
die Asgard mit uns verband.

Damals als die Götter
Noch weilten unter uns,
denn der Regenbogen
war das feste Band.

Nun steh ich hier im Nebel
In wallend langem Gewand
Wärmend noch der Umhang,
so steh ich stolz und wart.

So gehe ich den Weg nun
In die Nebel der Zeit,
Weit, weit zurück in die Erinnerung
Aus den uralten Tagen.

Eine Gestalt löst sich vom Nebel
Schlapphut, Stab und Umhang.
Ein Auge fehlt dem Mann.
Odin kommt auf mich zu.

Die Raben dürfen nicht fehlen,
die Wölfe ebenfalls nicht.
Hab keine Angst vor ihm,
denn ich erwartete ihn schon.

Er winkt mir: „Mädel, komm!
Sollst heute etwas leisten!“
Gern folg ich seinen Schritten,
es geht hinunter ins neblig Tal.

Am Fluße angekommen,
seh ich einen Opferstein.
Dort lodert schon ein Feuer,
es gibt nen Widerschein.

Nun zieht der alte Schamane,
oberster der Goden heut,
sein Schwert von der Seite
und weiht es im Feuerschein.

Dann nimmt er es mit den Händen,
hält es quer weit in die Höh.
„Ihr Asen und alle Hohen,
ich rufe euch hiermit an.“

Odin ruft den Odin
Ruft seine Sippe gar,
schaurig die Rufe klingen,
der Nebel bietet Resonanz.

„Seht hier das silbern Schwert,
das ich selbst geweiht,
als Faustpfand ich‘s geben werd
dem Menschenkind zur Hand.

Seid nun hier die Zeugen
Für das gegeben Wort.
Hört hier die Schwüre
Für ein bessres Land.“

Dann dreht er sich zu mir,
hält mir hin das Schwert.
„Hier nimm und kämpfe gut,
denn die Zeit ist dafür reif.“

Gern nahm ich aus seinen Händen
Dies edle Unterpfand.
Heilig war mir die Stunde
Ja, es war soweit.

Ich habe nun begriffen
Zu was der Kampf auch dient.
Nicht Hiebe auf den andern.
Man fängt im eignen Herzen an.

„So nehme ich dies Schwerte
aus Deiner edlen Hand.
Zu führen und zu fechten
Den gerechten Kampf.

Und ich versprech Dir
Ich nicht weichen werd
Bis der Kampf gewonnen,
hier hast Du drauf mein Wort.“

Der oberste aller Asen
Legt mir seine Hand
Auf meine linke Schulter.
Feierlich er sprach:

„Edle Schwanenjungfer,
ich glaube an Dein Wort.
Edel ist’s zu kämpfen
Als Walkür der wilden Jagd.

Die Zeit wird zeigen
Ob du stark genug.
So prüfe Deine Kräfte.
Nun geh zurück, es gilt!“

Das lies ich mir doch gelten,
nahm das Schwert in beide Hände,
es glänzte im letzten Feuerschein.
So verließ ich stolz den Ort!

© Swanhildja, 16. Nov. 2005

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