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~ Asatru-Gedichte ~
Ein Krieger zu sein
Du sagst, ein Krieger zu sein ist großartig.
Ich sage Dir, Du hast nie gekämpft, denn kämpfen heißt töten.
Du sagst, zu kämpfen ist die höchste Erfüllung.
Ich sage Dir, Du hast nie das Blut Deines Feindes geschmeckt, das Dir ins
Gesicht spritzt.
Du sagst, ein Krieger muß nicht töten.
Ich sage Dir, Du hast nie die brechenden Augen des Feindes gesehen.
Hättest Du in die Augen des Feindes gesehen,
hättest Du erkannt:
Er ist ein Vater, ein Bruder, ein Sohn;
er hat Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte,
er ist wie Du – ein Mensch.
Hättest Du in die Augen des Feindes gesehen,
hättest Du erkannt:
daß Glorie nicht wärmt,
daß Dich die Gefallenen nie verlassen,
die von Dir getöteten wie Deine toten Freunde,
daß ein Leben zu beenden eine Verantwortung ist,
die Dich Dein Leben lang begleitet.
Hättest Du getötet und die letzten Worte Deines
Feindes
Dich gebeten, die Botschaft seiner Frau zu bringen,
so hättest Du gewünscht, an seiner Stelle gestorben zu sein;
hättest Du erkannt, daß Töten viel einfacher ist
als mit der Tat zu leben.
Hättest Du die Nachricht seiner Familie gebracht, hättest Du erkannt,
welch großes Loch Du geschlagen hast,
wieviel Leid Du in die Familie und in die Welt gebracht hast.
Du hättest erkannt, daß weder Gold noch Ehre ein Leben aufwiegen können.
Es ist nichts großartig daran, zu kämpfen.
Es liegt keine Erfüllung darin, zu töten.
Ich habe es gefühlt, denn ich habe getötet.
©
Michael Schütz
Asatru-Ring Frankfurt
Bild: ©
John Howe, www.john-howe.com
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