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~ Asatru-Gedichte ~

Des Skalden Kind  

Es war ein Kind von sieben Jahren
Da ward der Vater nach Valhall gefahren
Es sprachen Druiden, es sprachen die Krieger
Die Frauen knieten am Grabe nieder

Es weinten die Frauen, die Kinder, sogar
Ein bärtiger Krieger mit feurigen Haar
Es weinten die Götter, nur einer weint nicht
Im Zorn: „Mein Vater hält, was mein Vater verspricht!“

Tage und Wochen zogen ins Land
Ohne daß man den Knaben fand
Sein Mutter, sein Ohm und der bärtige Mann
Dachten, man hätt ihn ein Leids getan

Nach siebzig Tagen und einer Nacht
Hat man den Knaben nach Hause gebracht
Er weint nicht und war nicht im Zorn:
„Mein Vater wurde neu geborn.“

Er hielt eine Laute, er hielt sie im Arm
Sie sang wie von selbst fest und warm
Der Knabe sang und schrie und fing
Die Töne auf so weich wie Sommerwind

Die Mutter fragte zum Feste der Alten
Ob der Knabe nicht mag spielen und walten;
Der Knabe hob das Haupt im Zorn:
„Wegen ihnen ist mein Vater gestorb´n!“

Ein Raunen durch das Dorfe ging
Als man zum Fest den Knaben hing;
Nicht hörten sie sein letztes Flehn
„Man möge die Laute zu mir lehn.“

Das Feuer war hoch, das Feuer im Wind
Griff auf die Häuser und Alten geschwind
Nicht ein Mann erlebte den nächsten Tag
Nur ein Manne mit Bart schaufelt ein Grab.

Er sang dabei mit tiefen Ton
Ein Totenlied als wie zum Hohn
Er sang tagein tagaus gar dreizehn Tag
Bei Vierzehn er verschwinden mag

Die Frauen am Grab die Inschrift sehn
Sie sahn das Grab und begannen zu flehn
Sie lasen die Inschrift, sie lasen den Ruf
Es war nicht nur Grab, es war Zwergengruft:

„Liegt inhier ein Vater mit dem Kinde
beide inhier Ruhe finden
gestorben durch Verrat und Trug
gerächt durch Zwergenzauberspruch.

Der Vater starb in einer Schlacht
Der Junge in der selben Nacht
Ein Skaldenknab mit Stimm und Herz
Ein Skaldenheld mit Mut zum Schmerz

Er ward ermordet von Menschenhand
Doch Skaldenblut an Eid ihn bannt
Kein Skalde kann ungerächt
Frieden finden - ´s ist Skaldenrecht.

So kamen die Zwerge und schufen ein Grab
Auf dessen Stein geschrieben steht:
“Liegt inhier ein Vater mit dem Kinde
beide inhier ruhe finde….“

Und jeder der dies am Grab gelesen
Nachher ist nie mehr frei gewesen
Es liegt im Zwergengrab ein Fluch
Der einen würdgen Skalden sucht

Einen Skald mit Kunst und Schneid
Der das Grab vom Fluch befreit:
Ein Lied soll gehen zu Odin selbst
Ein Lied, das Götter selbst gefällt.

So will ich nun mein Glück versuchen
Will das Grab schlussendlich entfluchen
Und gelingt mir nicht die Federfuhr
Der Fluch mich rafft, drum sag ich nur:

Der Versuch

Ein Skaldenmann ging auf zu Ruhm
Ins Albenreich man schickt in drum,
Sollt er bringen ein Geschmeide
Zum Altenfest in die Gemeinde

Er kam zu den Alben am Tage
Wurd geschickt zu den Nachtalben ins Grabe
Doch als ein dunkles Ablenschwert nach ihm greift,
Ein Ton das Dunkel mit einmal durchreißt

Er spielt um sein Leben, um sein Heil
Er spielt und spielt, so durft er verweiln.
Er ward zum König der Zwerge gebracht
Ihm widerfuhr die Ehre der Nacht.

„Sag Spielmann kannst du auch jonglieren?“
„Ein Skalde bin ich nicht zum Musizieren!“
„Vagabund, sag mir eine Geschicht!“
„Meine Geschichten nicht für Schänken ich Dicht!“

„Musikant, so Spiel mir zur Freude!“
„Ein Skalde bin ich, ich bins ohne Reue!“
„Niederer Mensch, komm küss mir den Ring!“
„Ein Skaldenhaupt beugt sich vor keinerlei Ding!“

„So, sterblicher Haufen, kniest du nicht vor den Göttern?“
„Nicht wenn meiner Sie spöttern!“
„Niederer, kniest nicht vor dem König?“
„Nur wenn meiner er würdig!“

„Dann zeige er, was er spielen kann!
Er soll spielen wie ein Skaldenmann!“
Er schwang die Stimme zu höchsten Appell
Der König schreckt auf, die Hunde verstecken sich schnell

Er singt ein Lied vom Tod auf dem Feld
Das den König wohl heute noch quält,
Er sang von Liebe und Kind
Das selbst Freya das Herz zerspringt

Er sang auch von Gold und von Diamant
Bezeichnet es als eitlen Tand
Er singt von dem Meer und von Licht,
Daß der König in Tränen ausbricht:

„Ein Skalde vom höchsten Blut du bist.
Mein Gast und General du bist!“
„Herr König, vergib mir die Kunde
Man wartet auf mich noch zu dieser Stunde“

„So soll es sein, doch ich gewähre zwei Bitten.
Sag was du willst, ich werde nur nicken.“
„Ein Geschmeide gar königlich
und schütz meinen Sohn, so bitt ich dich.“

Da erhob sich die Königin,
„Das Geschmeide soll dein sein!“
Da erhob sich zu des Königs Linken:
„Ich, Rotbart, will an deiner Seite trinken.“

So hat der Skalde Geschmeide und Freund
Und hat sich des Heimwegs gefreut
Zum Abschied sprach der König noch schnell
„Wer dich mir nehme, soll gehen zu Hel!“

Er kam an in der Nacht und ging zu den Alten
Er überraschte Sie beim Schalten und Walten
Sie hatten Pläne gegen das eigene Dorf
Er fuhr sie an und rief Rotbart zu Wort

Rotbart erschien eine Sekunde zu spät.
Er sagte den Mörder was ihnen bevorsteht:
„Ihr wisst nicht, was ihr da getan!
Unter dem Schutze der Zwerge stand dieser Mann.

Ihr habt ihn ermordet, so soll ich euch;
Doch nicht sofort, euch erwartet eine Seuch
Ihr werdet sterben und zu Hel fahren
Da nutz nun kein Flehen und kein Gebaren.“

Rotbart nahm die Körper des Toten
Die Alten zusammen sich rotten
Sie beschlossen das Opfer des Sohnes vom Skalden
Zum Feste der Alten soll er erkalten.

Der Sohn erträgt nicht den Tod
Läut in den Wald läuft weit weit fort
Rotbart hält Geleit und überwacht
Den Jungen Skalden bei Tag und bei Nacht

Der Junge kommt zum Schwarzalfenhaus
Dringt heimlich ein unbemerkt wie ne Laus
Er schleicht zum König, doch der erwartet ihn schon
„Du bist also des Skalden Sohn!“

„Kannst du singen wie dein Papa?“
„Der singt nie mehr! Im Grab legt er nun da!“
Dem König die Haut im Gesichte wird eng
Der Königin ein Schrei aus dem Herzen entfällt

Rotbart tritt vor und erzählt die Geschicht
Nur vom Tode des Sohnes berichtet er nicht
Der König selbst baut mit schneller Hand
Ein Meisterwerk und mit Magie es band

„Junge dies soll deine Rache sein
gar tausend Jahre spielt dies zum Ohr
Wenn du darauf zu spielen beginnst
Keine Liebe dir nicht zu Füssen rinnt!“

Der Junge schweigt und nimmt die Laute
Er rennt nach Haus und das gebaute
Instrument er fest an Brust sich hält
Nur Rache ihn jetzt einfällt

Er wartet ab auf Rotbarts Rat
Zur Stunde er zu spielen hat
Betört den Rat macht ihn vergessen
Lässt das Dorf in Frieden wissen

Zum Altenfest er nun meint
Sein Vater sein genug beweint
Die Alten müssen nun Sterben
Und gehen nun zu Hel verderben.

Die Alten wollen sein Spiel
Zum Festtag ja genießen viel
Fragen und sind außer sich
Der Junge Spielmann weigert sich

Zu Tod am Feuer man entschliesst
Er für Frechheit zu bestrafen ist
Sie banden ihn an Mast und Stroh
Und waren ihrer Sache sicher, warn froh

Der letzte Wille mit dreizehn Jahren
Der Junge mit Musik begraben
Er will mit dem Instrument
Das es man dazu verbrennt

Das Feuer brennt und mit dabei
Ein gar lieblich Melodei
Es säuseln die Bäume, es säuselt die Nacht;
Rotbart hat das Dorf zusammengebracht
Alle stehen im nächtlichen Reih´n
Und wundern und zaudern: „Es kann doch nicht sein!“

Die Stimme die durchs Dunkel weht
Nicht die vom Kind, vom Skalden sich hebt
Ein Gesang wie tausend Donner und Stürme
Ein Ruf zu Krieg, zu Flamme und Urne

Das Feuer hat in dieser Nacht
Das ganze Dorf hinweggerafft
Es weinen noch Frauen und Kinder und Tier
Doch von den Männern ist nun keiner hier

Rotbart selber hebt aus das Grab
Nicht minder er zu graben hat
Ein Grab von Menschwelt nach unten
Zum Zwergenreich soll es bekunden

Ein Skalde stirbt. Sein Sohn stirbt auch,
Doch Zeilen sterben nicht. So der Brauch
Der König weint noch jede Nacht
Um des Skalden Kind und Pracht
Die Königin trägt nie mehr drum
Schmuck am Leib als Erinnerung

Doch Rotbart, der versaget hat
Wacht noch immer an dem Grab
Und manchmal in der Rauhen Nacht
Ein Lied er pfeift, während er Wacht.

Ein Lied, das durch die Zeiten geht;
Auch du hörst es, wenn der Wind weht:
Ein Pfeifen im Winde,
Für den Skald und sein Kinde.

© Imrik

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