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~ Altnordische & Klassische Gedichte & Volkslieder ~

Gedicht des Uhrmachers Ferdinand Göring beim Angeln

Ich stand am Recknitzflüßchen, die Angel in der Hand;
Es drückte ihr letztes Küßchen die Sonne auf den Sand.
Es wollte mir nicht gelingen, die Fische bissen so schlecht,
An meiner Angel fingen sich weder Barsch noch Hecht.

Da wanderten die Gedanken weit ab von meinem Tun,
Und als die Schatten sanken, ließ ich die Angel ruhn.
Mein Blick durchstreifte die Wiesen, die Nebel stiegen empor;
Ich träumte von Zwergen und Riesen, von der Elfen und Nixen Chor

Und sieh ! In des Nebels Lauge erschien mir eine Stadt,
So herrlich, wie mein Auge noch keine gesehen hat,
Die Stadt, die einst hier gestanden, als tief und breit noch der Fluß
Und ihn noch die Alten nannten den großen Eridanus.
Und aus der Stadt, da ritte drei heere Reiter hervor;

Herr Wodan ritt in der Mitten, zur Seite ihm Loki und Thor.
Herr Wodan wenig heiter, einäugig und greisenhaft;
Es hielt der Schimmelreiter die Hand am Speeresschaft.
Zur Linken Loki der Schlimme. Es trug der Feuerwelt Herrn
Ein Rotfuchs ; in listigem Grimme senkt er den Morgenstern.

Auf einem Rappen der Rechte, Thor, riesenhaft und schlank,
Der wild wie zum Gefechte den schweren Hammer schwang.
Und Wotan sprach von weitem : ,,Du wagst es, Menschenkind,
Zu weilen, wo Götter reiten dahin durch Nebel und Wind?

Doch da nicht vermessenes Trachten, nur Zufall führte dich her,
So wollen wir nicht beachten, wie dein Vergehen so schwer.
Geh heim in deine Kammer, daß wir dich nicht mehr sehn,
Und laß in Gram und Jammer dein kleines Herz zergehn.

Du siehst sie heute prunken, die alte Götterstadt,
Die lange, seit sie versunken, kein Mensch gesehen hat.
Die als ein Schemen steiget heut` aus dem Recknitztal,
Wo sich die Sonne neiget, heut` nur, zum letzten Mal!

Wir Götter schwanden nicht minder, sind Nebelbilder nur;
Ihr armen Menschenkinder, ihr folgt bald unserer Spur:
Sind wir auch eure Ahnen, wie uns vernichtete die Zeit,
So naht auch, denkt unsres Mahnen, euch die Vergänglichkeit!"

So sprach der weiße Reiter, da machten um mich einen Kreis
Die drei und ritten weiter fort durch die Wiesen so leis.
Als meinem Aug` sie entschwanden, verschwamm im Nebel die Stadt.
Ich habe nicht länger gestanden, mir wurde so traurig und matt;

Ich schlich mich leise nach Hause und schien mir ein kleines Nichts,
Ich weinte in meiner Klause und dachte des Gesichts.
Wenn solche Götter vergehen, als Schemen erscheinen nur,
Wie bald, wie bald wird verwehen das Schicksal des Menschleins Spur.

19. Jahrhundert

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